Heute ein Beitrag ausserhalb des sonstigen Bereiches unseres Blogs.
Das Zeppelin Musical
Irgendwie scheint die Zeit der Musicals wie sie in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts herrschte, vorbei zu sein. Als alle zwei Jahre in denen ein neues Musical meist von Andrew Lloyd Webber, uraufgeführt wurde und etliche Musical Theater die für diesen Zweck gebaut wurden.
Und irgendwie schienen sich die Art der Musikstücke und der Gesänge sehr zu ähneln. Kein Wunder also, dass der damalige Hype um Musicals verschwand.
Freilich, gibt es auch heute noch eine große Fangemeinde des Genres.
Heutige Stücke laufen an den Theatern meist nicht mehr Jahre am Stück, sondern eher kürzer mit Unterbrechungen, die auch schon mal Jahre andauern können.
In Füssen im schönen Allgäu wurde vor erlichen Jahren ein Musical Theater Haus direkt am See mit direktem Blick auf Schloß Neuschwanstein erbaut. Selbstredend mit dem Musical König Ludwig.
Das Musical lief dann auch einige Jahre sehr erfolgreich bis die Begeisterung dann doch nachließ. Nun Füssen ist nicht Hamburg oder Stuttgart. Besucher finden in den großen Städten eben mehr Orte die sie in diesem Zuge eines Musical Besuches ansehen möchten. Was nicht bedeutet, das Füssens Umland nicht ebenso sehenswert ist.
Nun, im Musical Theater wurden nach Ludwig andere Produktionen gezeigt wei etwa der Ring (der Nibelungen)
Nach einigen Tiefpunkten und Finanzproblemen wurde dieses Jahr das Musical Zeppelin uraufgeführt.
Zeppelin stammt musikalisch aus der Feder von Ralf Siegel, dem Dauerschlagerschreiber aus dem letzten Jahrhundert.
Das er sich nun nach seiner langen Karriere ein Musical von der musikalischen Seele schreibt, scheint ihm ein Herzenswunsch gewesen zu sein.
Weshalb sonst bringt er sich so ein und stellt die Produktion quasi selbst auf die Beine?
Zugegeben, Schlager a la Siegel war bisher nicht die Art von Musik, welche wir bevorzugten. Mit einer gewissen Skepsis besuchten wir nun das Musical Zeppelin in Füssen. Auch wegen der Neugier, wie man die Geschichte des Grafen Zeppelin und seinen Luftschiffen wohl musikalisch umsetzte.
Und das ist sehr gut gelungen. Die Geschichte des Grafen wird in gekonnt guten Zeitabschnitten erzählt, wobei die chronologische Reihenfolge nicht eingehalten wird, sondern die Zeiten passend als Zwischenerzählung eingefügt wird. Der Hauptplot der letzten Fahrt der Hindenburg erzählt Geschichten einiger Passagiere an Bord. Menschliche Schiksale die der Katastrophe von Lakehorst entgegen fliegen.
Es gibt natürlich auch einen Nebenplot der die Naziherrschaft abbildet. Dieser ist von der Länge und Art nicht so erdrückend wie andere Erzählungen aus der Zeit. Fehlen indes sollte es nicht. Aber am Ende soll man mit Freude aus dem Musical gehen. Das ist gelungen.
Die Musik von Ralf Siegel ist überraschender Weise weder die typische Webber Musik noch schlagerlastig. Freilich es wird zumeist in deutsch gesungen und mache Meldodien kommen einem hier und da bekannt vor. Doch insgesamt wirkt es frisch, macht Spaß und die Tempiwechsel passen prima.
Ein Musical lebt nicht nur von Musik und dem Ensemble alleine, sondern auch von den Bauten auf der Bühne. Und hier muss man konstanieren das die Bühne voll und ganz perfekt ausgenutzt wird.
Ein beeindruckendes großes Metallgerippe eines Zeppelins bildet die Hauptbühne des Ganzen. Nicht statisch, sondern bewegend, drehend bringen die Bauten die Akteure in Szene. Dafür alleine lohnt es sich schon. Selbst der See aus dem Ludwig Musical findet sich in einer Szene wieder, mit echtem Wasser. Passend, denn der Zeppelin wurde am Bodensee gebaut.
Trotz coronabedingter Ausfälle etlicher Akteure wurde das Musical gestern aufgeführt. Mit einem hinreißenden Ensemble, dass die Ausfälle mit Bravour meisterte, teilweise durch Doppelrollen.
Rund vier Stunden, hört sich verdammt lange an, ist es aber nicht. Das Musical fesselt an die Story und durch die Dynamik und gekonnten Übergänge sowie der unterschiedlichen Musikstücke einfach kurzweilig, sehenswert und empfehlenswert.