Donnerstag, 7. Dezember 2017

Statement oder Kunst?

Statement oder Kunst?
 Letzten Freitag lud das Kunstmuseum Stuttgart zur Vernissage ein. Patrick Angus - Private Show - der schwule Maler, welcher leider in jungen Jahren an Aids verstarb, hinterließ großartige Gemälde. Mitinitiator Galerist Thomas Fuchs hatte bereits einige seiner Werke in seiner Galerie ausgestellt (siehe im Blog Anfang 2017).

Zu dieser Ausstellung wurden nun die Werke von Angus zusammengestellt. Die Kuratoren des Kunstmuseums versuchten die einzelnen Perioden des Künstlers zusammenzubringen, nach eigenen Aussagen klappte das auch weitestgehend.
Das Leben und wirken von Angus war geprägt von dessen sexueller Ausrichtung und den Anfeindungen zur Zeit der 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Dass es diese damals gab und sie auch heute noch präsent sind, ist für einen aufgeklärten Menschen nicht verständlich.


So hat die Ausstellung im Kontext des eindeutigen Statements von Patrick Angus, welche in seinen Werken mehr als deutlich zum Ausdruck kommt, auch heute noch Aktualität (leider!).




Stuttgarts Kulturbürgermeister war am Abend der Vernissage neben den Kuratoren einer der Redner, schließlich gehört auch das Kunstmuseum zu seinem Ressort.
Im Publikum saßen dieses Mal dann auch Zuhörer, die man eher seltener bei Kunstaustellungen trifft. Diese waren mutmaßlich auch eher am Statement der Ausstellung als an der Kunst von Patrick Angus interressiert. Der Künstler hat es damit auch geschafft, die Aufmerksamkeit über sein Leben hinaus in dieses Jahrtausend zu transportieren. Schade, dass das Thema "schwul sein" noch Thema ist und nicht nur die Kunst im Mittelpunkt steht.


Patrick Angus hat es wirklich verdient, nur als Künstler betrachtet zu werden, denn er gilt als Vorreiter seiner Sache. Seine Werke, insbesondere die Jüngsten, sind einfach nur gut. Nicht nur Dix oder Picasso waren offensichtlich beeinflußende Künstler, nein, Angus entwickelte sich selbst und seinen eigenen Stil weiter. 


Es lohnt sich, das Kunstmusuem zu besuchen. Die krönenden Werke sind im 4. Stock des Hauses ausgestellt.
Vorausgesetzt der Betrachter findet keinen Anstoß an einigen Bildern, welche eindeutige sexuelle Handlungen zeigen.






















 

Dienstag, 21. November 2017

Das war "BUNT STATT BRAUN"

Bunt statt braun - Wie war die Veranstaltung?

Letzte Woche fand die Veranstaltung "Bunt statt braun" im Kulturhaus Schwanen statt.

Anwesend waren, außer den sechs Finalisten, auch rund 200 Zuschauer. Die Halle war damit etwa zu 2/3 gefüllt. Die Stimmung war gut und erwartungsvoll. Mit gut einer halben Stunde Verspätung begann der Abend mit einer afrikanischen Soulsängerin, welche durch den Konfirmationschor der evangelischen Kirche Waiblingen unterstützt wurde. Die Sängerin sah Grace Jones nicht nur ähnlich, sie sang auch mit entsprechender Stimme. In fünf Tagen hatte sie mit den Kindern ein paar afrikanische Songs eingeübt, welche präsentiert wurden.

Mit dieser Eröffnung begannen dann die Finals. Die folgenden sechs Finalisten präsentierten durchweg sehr unterschiedliche Musikstücke, hinsichtlich Text, Gesang, Musikrichtung und -Stil.

Als letzter Finalist präsentierte ein Musicalprojekt drei Werke, welche mit rund 30 Personen besetzt war.

Nach den Vorführungen zog sich die Jury zur Auswertung zurück; die Zuschauer hingegen gaben ihr Votum für den Publikumspreis ab.

Als Gewinner der Finals erklärte die Jury das Musicalprojekt. Die Zuschauer hingegen gaben mehrheitlich ihre Stimme einem 17-jährigen Syrer, der auf arabisch rappte.

Unabhängig von der Wertung der Jury, fanden wir die Entscheidung ein Projekt einzuladen, etwas unglücklich. Die schiere Masse von 30 Personen auf der Bühne beeindruckt jede Jury. Da das Projekt nun nicht mehr existiert, können die Musiker die gewonnenen 500 Euro verjubeln. Schade ist es um die zusätzlich gewonnene professionelle Studioaufnahme, welche einem jungen Nachwuchskünstler eher entgegenkommen wäre.

Der junge Rapper hingegen freute sich über den Publikumspreis, sowie 100 Euro Gewinn (aus den Einnahmen).

Insgesamt war es eine abwechslungsreiche Veranstaltung, welche ihrer Botschaft "Bunt statt braun" gerecht wurde.

Nachfolgend unsere Impressionen der Veranstaltung.







Freitag, 10. November 2017

Nächsten Freitag wirds bunt (anstatt braun)

Heute berichten wir einmal aus einer anderen Kunstszene


Im Kulturhaus Schwanen in Waiblingen findet die 13. Jugendkulturwoche statt.
Am Ende der Woche (Freitag, 17.11) endet die Woche in einem großen musikalischen Finale. Sechs Finalisten, welche zum Thema der Kulturwoche Ihre eigenen Kompositionen präsentieren. Dabei sind Einzelkünstler, eine Band, ein Musicalchor und ein syrischer Rapper. Den Auftakt zur Show macht ein Gospelchor. 
Wer das Kulturhaus Schwanen noch nie besucht hat, wird sicher überrascht über die professionelle Ausstattung und Größe des Saals. Überhaupt engagieren sich im Kulturhaus nicht bloß "Angestellte", vielmehr sind das Profis in Ihrem Fach. Also kein typischer "Jugendhausmief"

Das Programm der Woche "Bunt statt Braun" Auszug aus dem Programmheft:

Wenn Bunt statt Braun 2017 startet, sind die Bundestagswahlen längst rum.
Hat unsere Arbeit überhaupt was mit Wahlen zu tun? Irgendwie nein und
irgendwie doch! Ist ja klar. Flagge zeigen! Flagge ganz nach oben ziehen! Und
dennoch ist unsere Jugendkulturwoche Basisarbeit, unten, graswurzelmäßig.
Was sind die Grundlagen der Kultur von Menschen? Was treibt Menschen um,
welche Emotionen, Wahrnehmungen und Eindrücke beeinflussen sie?
Flagge zeigen wir nicht parteipolitisch. Nicht in den Farben einer bestimmten
Nation. Wir zeigen Flagge für eine vielfältige und friedliche Gesellschaft ge-
gen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und pauschalisierende Abwertung von Gruppen [...]



Auf der Pressekonferenz am gestrigen Abend, stellten sich die Finalisten und ihre Songs vor.

Inspiriert durch Krieg / Nazis essen heimlich auch Döner

Auf die Frage an eine der teilnehmenden Bands wie Sie zu Ihrem Song kamen, kam die die provokante Antwort "Inspiriert durch den Krieg (Syrien)"

Selbstverständlich im Sinne Lieder zu schreiben, welche sich gegen den Krieg und die Gewalt aussprechen. 

Oder die 18jährige Anna, welche die Klischees und Aussagen der Nazis im Netz recherchierte und rausfand, welche Jugendliche besonders anfällig sind für rechte Propaganda.  

Der 17jährige Syrer, welcher noch vor zwei Jahren die schrecklichen Erlebnisse in seiner Heimat erlebte und nun in deutscher Sprache (!) dagegen rappt.


Überhaupt eine sehr bunte und sehr unterschiedliche Stilrichtungen treffen beim Finale aufeinander. 

Dieser etwas andere kulturelle Abend wird sicher ein tolles Event, es lohnt sich sich.


Wir werden im nächsten Post vom Finale berichten. Noch mehr Infos zum Kulurhaus Schwanen gibt es hier:
http://www.kulturhaus-schwanen.de/index.php?id=36 






 

Sonntag, 24. September 2017

Art Arlam in Stuttgart



Zunächst in eigener Sache


Bevor wir zur Art Alarm in Stuttgart kommen, noch zur kleinen Änderung unseres Blogs in eigener Sache. Wir haben den Blog umbenannt von bisher "Stuttgartnewsblog" in neu "Stuttgartartblog". Eine Adressenänderung im Internet ist nicht ganz unproblematisch wenn Leser den Blog wieder finden möchten; Insbesondere wenn die bisherige Blogadresse nicht verlinkt wurde. Dennoch wagten wir diesen Schritt, da unser Schwerpunkt nun eindeutig auf der Kunst liegt. Auch wenn wir es uns nicht nehmen lassen, hier und da über andere Themen, welche uns wichtig sind, zu posten


Wir hoffen unsere Leserschaft hält dies nicht ab, weiterhin unseren Blog zu besuchen und zu lesen. Derzeit haben rund 4.500 Leser auf unserem Blog, worauf wir auch ein wenig Stolz sind. Wir sehen uns auf dem richtigen Weg und bleiben bei unserem Leitgedanken, über die Kunst in Stuttgart unverblümt und mit Kritik zu berichten, ganz so wie unserer "Schnabel gewachsen ist".


Zur Art Alarm


Bereits einen Tag vor Beginn der Art Alarm, fanden bei Dengler und Dengler, sowie in der Galerie Fuchs Vernissagen zu neuen Werken statt. (Aus unserer Sicht, nicht ganz ungeschickt, vor der Art Alarm noch schnell gute Künstler "ins Rennen" zu schicken. Aber auch Galeristen sind Kaufleute, die ihr Geschäft machen müssen.


Zunächst besuchten wie die Galerie Thomas Fuchs. Wie schon öfters gepostet, hat Thomas Fuchs auch beim neuesten seiner Künstler wieder ein gutes Gespür für außergewöhnliche Malerei gehabt. (Wohl auch deshalb, bezeichnete ihn gestern eine Kollegin als "everybody`s darling" in der Galeristenszene.)


Mit Jochen Hein, holte sich die Galerie mit der Ausstellung "nichts wie es scheint" einen Künstler ins Haus, der zuvor selten gesehen, das Feine im wahrsten Sinne des Wortes darstellen kann. Seine Werke haben Ausdruck bis in den Millimeterbereich.





 























Am gleichen Abend präsentierte die Galerie Dengler und Dengler Manoel Veiga mit der Ausstellung Malerei und Fotografie.


Der brasilianische Künstler Manoel Veiga arbeitet mit Acryl auf Leinwand und mit Digitalfotografie. Seine neue Fotoserie "matéria escura", die sich mit den Werken Carravaggios auseinandersetzt, fand zuletzt im Museu Oscar Niemeyer in Curtiba große Beachtung und wird nun zum ersten Mal in Europa gezeigt.


Zur Vernissage traten dann noch zwei musikalische Gäste aus Brasilien auf, welche mit ihrer Musik die Ausstellung zum regelrechten "Gesamtgenuss" erhoben. Für diese Idee, ein Dankeschön von unserer Seite an die Galerie.






















Zum eigentlichen Start der Art Alarm besuchten wir am Samstag folgende Galerien:


Von Braunbehrens
Reinhard Hauff
Merkle und Schacher im Galerienhaus
Strezelski
Klaus Braun
Valentien
Uno Art Space - Ute Noll
Rainer Wehr








In der Galerie von Braunbehrens hat sich mit Sami Lukkarinen einen Künstler ins Haus geholt, der es meisterlich versteht mit Ölspachteltechnik - auf den ersten Blick - verpixelte Bilder auf die Leinwand zu zaubern. Wir wurden im ersten Moment an Dali`s Werk "Lincoln" erinnert. Doch anders als Dali, sind Lukkarinns Werke nicht per Bild in Bild verpixelt, sondern sozusagen verspachtelt. Beim nahen Betrachten, wirken die Spachtelstrukturen mit all ihren (für das Gesamtwerk) notwendigen Farbnuancen als eigene Werke. Das ist nicht nur eine beeindruckende Fleißarbeit, welche sehr akkurat ausgeführt ist, nein es Bedarf der gleichen Vorstellungskraft wie sie einst Meister Dali gehabt haben musste. Uns haben die Werke beeindruckt.



 




































Im Galerienhaus (Merkle & Schacher) kann man mittlerweile immer vorbeischauen, ohne die Ausstellungen oder Künstler zu kennen. Über die Jahre hinweg, stellen wir fest, das beide Galeristen ein sehr gutes Auge für außergewöhnliche Künstler aufweisen. Wir werden jedes Mal positiv überrascht von moderner Kunst, quasi quer durch den modernen "Kunstgarten".





























In der Uno Art Space von Ute Noll wurden wir von der Galeristin persönlich begrüßt und gleich zur 10 Jahres Party nach 21:00 Uhr eingeladen (Danke und sorry, dass wir es nicht mehr geschafft haben).


Uto Noll präsentiert derzeit Max de Esteban. Dieser führt anhand von Fotomontagen aus berühmten Filmen, Fotos und Schriftstücken in seiner Serie "Heads will Roll" die komplexen Parameter vor Augen, welche das Leben im 21. Jahrhundert durchdringen: Medien bestimmen ständig den Alltag: Nachrichten von Krieg und Katastrophen überall auf der Welt verunsichern permanent und das Individuum droht, in der Masse unterzugehen. Echt und falsch sind für den Betrachter kaum mehr unterscheidbar und eine vage Furcht vor der Zukunft durchdringt politisches Handeln.


Obwohl schon 10 Jahre in Stuttgart, war uns die Galerie unbekannt; Schade, denn auch diese Galerie trägt zur von uns oft gepriesenen Kunstvielfalt in Stuttgart bei. Da wir in der Regel die Galerien über die Lange Nacht der Museen kennen lernen, und Uta Noll einen zu engen Zeitplan hat um daran Teil zu nehmen, blieb sie uns verborgen.








An dieser Stelle vielleicht mal ein Wort an die Galeristen. Wer schon einmal in Berlin oder auch in Frankfurt an der langen Nacht teilgenommen hat, weiß das Stuttgart an diesem Termin eine Ausnahme macht. Denn genau durch das Mitwirken der privaten Sammler und Galerien, wird einem breitem Publikum auch die moderne Kunst und auch das Kunstverständnis näher gebracht. Und letztlich sind das auch Kunden von Morgen. Es lohnt also dabei zu sein.



Picasso, Dauner und Späth


Eine Oase der Ruhe ist die Galerie Valentien. Etwas ab vom Schuss, zwischen den schönen Villen der Stadt befindet sich diese Galerie im Haus eines ehemaligen Finanzbeamten aus dem Jahre 1911.


Hier findet sich Picasso als Altmeister sowie Tripp als Neumeister alter Werke wieder. In mitten einer wohltuenden Atmosphäre betrachtet der Besucher während er über knarzenden Parkett schlendert, die Werke dieser Meister. Wir fühlten uns geborgen und die aufgeschlossene Galeristin Imke Valentien, beantwortete uns sehr freundlich und sachkundig unsere Fragen; Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals dafür nicht ohne eine Empfehlung eines Besuchs der Galerie auszusprechen.
















In der Galerie Rainer Wehr geht es derzeit Kriegerisch zu. Ein Flaggeschütz demonstriert mitten im Raum...was? Wir würden die Aussagen treffen: "Schwerter zu Spielzeug"


Diese Arbeit, welche drei Jahre dauerte, ist schon allein wegen seiner Größe beeindruckend.
Erwähnen möchten wir auch die tollen Fadenbilder; Wir sind immer wieder angenehm überrascht, was Künstler sich alles einfallen lassen bzw. welche Kunst sie auch zur Kunst erheben.



























Wir neigen in unserem Blog sehr gerne zum Lob, wegen der Vielfalt, Präsentation und den Ideen der Galeristen. Manchmal muss dann aber auch Kritik sein. Der Besuch in der Galerie Klaus Braun war ernüchternd. Die Räume, welche eigentlich eine Maisonette-Wohnung im 5. Stock ist, wurden etwas lieblos mit einigen wenigen Werken bestückt. Wir fanden auch keinen Ansatz wer nun die Künstler sind oder was eigentlich die Ausstellung darstellt. Vielmehr fand am gestrigen Abend eher eine kleine Party statt, mit Besuchern, welche offensichtlich mit dem Galeristen bekannt sind. Sorry, aber aus unserer Sicht, ist das kein Aushängeschild oder die feine Art mit Fremden Besuchern umzugehen.


Resumee


Die Art Alarm ist quasi eine Miniausgabe der langen Nacht der Museen und lohnt sich allemal für jeden Kunstfreund oder solche die es werden möchten. Schön ist, das man auf diese Weise auch neue Galerien entdeckt und damit weitere Vielfalt endeckt.