Der Kunstherbst in
Stuttgart ist gestartet
Kaum sind die Sommerferien
vorbei, starten Stuttgarts Galerien in den Kunstherbst mit neuen Künstlern und
Ausstellungen.
Letztes
Wochenende besuchten wir Vernissagen und einige Galerien die sich an der ArtAlarm
beteiligten.
In der Galerie
von Braunbehrens überraschte uns die Vernissage mit
Antonio Marra Das
Beste von zwei Seiten
Er nennt sich lieber Maler
denn Künstler.
Schrill, schreiende Farben
die Ornamente wie aus einem Kaleidoskop
darstellen.
Und wer sich bewegt, sich
die Mühe macht, sich auf seine Bilder
einzulassen, sie ganz flach
von der Seite betrachtet, wird überrascht.
Das unterscheidet seine
Werke entscheidend von ähnlichen Werken,
welche allzu oft mit
digitalen Hilfsmitteln erzeugt wurden.
Marra beschichtet seine
Bilder zunächst bevor er mit einem Spachtel
bzw. kleinen Rechen die
Oberfläche mit geraden Linien strukturiert.
Danach macht er sich an
eine Sisyphusarbeit. Er färbt die Linien mit Acrylfarbe
ein. Und das mit
unterschiedlichen Farben von jeder Seite.
Dadurch entstehen zwei
völlig unterschiedliche Bilder von links und rechts betrachtet.
Von vorne betrachtet
verschmelzen sie zu einem Gesamtbild.
Das hier Elemente und
kubische Formen oder Dreiecke mit 3D Effekten
entstehen ist schlicht
genial. Das erinnert an Techniken und Können welche
bereits der geniale
Salvadore Dali verwendet hat (Lincoln)
Unbedingt selbst ansehen!
Antonia Marra erklärt seine Werke |
Galerie Thomas Fuchs
präsentierte – nun in renovierten Räumen, leider immer noch ohne Klimatisierung
–
Tirtzah Bassel. When You Are Everywhere
Die Künstlerin
aus New York fängt, vor allem in Ihren großformatigen Bildern, tägliche Szenen
ein. Da verschmelzen Wartende mit dem Smartphone vor dem Gesicht, mit den
leeren Theaterstühlen vor Beginn der Vorführung oder Menschen die das
Smartphone vor sich in die Höhe halten um die beste Position für ein Selfie zu
finden.
Die Szenen haben
Ausdruck und lassen sich selbst wiedererkennen. Man fragt sich, wie das Bild in
fünfzig Jahren auf den Betrachter wirken muss, davon ausgehend, das es dann
keine Smartphones in dieser Art mehr geben mag.
Wer heute Bilder
aus der Zeit vor fünfzig Jahren mit technischen Geräten betrachtet (die es
sicher nicht sehr oft gibt, der Zeitgeschmack damals war eben anders, der
stellt sicher keinen großen Unterschied fest. Ein Porsche 911 hatte damals die
gleiche Form wie heute, oder? Durch den schnellen Technologiewechsel heutzutage,
wird es dann kein Smartphones in dieser Form wie heute mehr geben. So gesehen,
sind die Bilder von Bassel dann auch Zeitzeugen unserer Gegenwart.
Kunstraum Oberwelt
Auch der Oberwelt
e.V. lud zur Ausstellung ein.
Die gezeigten
Werke folgten in der Tat den Zielen des Vereins. Zitat von der Webseite
„Die Hinterfragung gängiger Kunstbegriffe
und Kunstformen aus den Grenzbereichen der Kunst spielen eine wesentliche
Rolle. Themen aus der Kunsttheorie, Soziologie und Politik und der
künstlerischen Alltagspraxis werden diskutiert.“
Das ausgestellte
Werk mit den kleinen Kapellen führte in unserer Besuchergruppe zur Frage „Ist
das Kunst oder kann das weg“
Das Werk war
handwerklich betrachtet dilettantisch; die Verdrahtung mit Stromkabeln, damit
die Glöckchen klingen und kleine Lämpchen im inneren der Kapellen (wohl
Faller-Eisenbahn H0 Modelle) zogen sich wie eine Wäscheleine von Kapelle zu
Kapelle.
Schade ist, das
in der Oberwelt zum wiederholten Male die Menschen gerne unter sich sind. Als
externer, fremder, der die Oberwelt Ausstellungen besucht, wird man irgendwie
allein gelassen. Man
betrachtet die Werke, selten gibt es eine schriftliche Werkaussage und wer dann
einen Vortrag verpasst, weiß nicht unbedingt etwas damit anzufangen.
Vielleicht wäre es
hilfreich das o.g. Zitat wenigstens am Eingang des Raumes zu platzieren.
In unserer Gruppe
kamen wir dann zum Kompromiss. Das ist Kunst, kann aber weg. Wenn die Zeit abgelaufen
ist.
ARTALARM – das Vernissage
und Ausstellungswochenende einiger Galerien
Aus den vielen Angeboten
wählten wir folgende Galerien
Dengler
und Dengler
Galerie
Z
Galerienhaus
Andreas
Henn Kunsthandel Galerie
Galerie
Reinhard Hauff
Galerie
Valentien
Dengler und Dengler
Magda Korsinsky - in
Kollaboration mit Stefan Schmied >Stricken
Die Basis des
Projektes STRICKEN sind Interviews mit afrodeutschen Frauen deren weiße Großmütter
in der Zeit des Nationalsozialismus gelebt haben
Galerie für
schöne Künste ist Teil des Namens der Galerie; Ob diese Ausstellung als schöne
Kunst zu bezeichnen ist, ist zweifelhaft. Das Thema ist ein sehr Ernstes und
weitestgehend Unbekanntes; sicher
wichtig, aber ist eine Kunstgalerie tatsächlich die richtige Plattform dafür?
Ja, Video und Ausstellung haben uns zum Thema angeregt. Erwartet hatten wir
schöne Künste. Manchmal
ist das Leben so.
Galerie Z
FRANK KUNERT LIFESTYLE
Frank Kunert,
1963 in Frankfurt geboren, absolvierte nach dem Abitur von 1984 bis 1987 eine
Fotografenlehre. Als Assistent in verschiedenen Fotostudios perfektionierte er
sein Handwerk. Seit 1992 arbeitet er selbständig und entwickelte Schritt für
Schritt sein eigenes, selbst gebautes „Wunderland“, das er seit Jahren mit
großem Erfolg fotografisch gekonnt in Szene setzt.
Diese Ausstellung
verdient fünf Sterne! Tolle
Werke! Unbedingt ansehen.
Galerienhaus (Schacher)
Ivan Zozulya Barbara Padron
Hermandez
Man muss auch mal was zu
Ende
"Man muss
auch mal was zu Ende" heißt die Dialog-Schau von Ivan Zozulya und Barbara
Padron Hermandez, mit der die Galerie "Schacher – Raum für Kunst" in
die Saison startet. Eine schöne Anspielung auf die oft schwierige Frage, wann
ein Gemälde wirklich fertig ist, und ein ironischer Widerspruch zum Beginn der
Zusammenarbeit von Marko Schacher mit beiden Künstlern.
Uns beeindruckten
einige Werke. Insbesondere „How we disappear“ hinterließ Eindruck. Sehr schöne Bilder mit
reichlich Liebe und Tiefgang.
Ansehen!
Galerienhaus (Merkle)
Draußen, im Innern der Welt
Reiner Schlecker
Beeindrucken sind
nicht nur die Skulpturen; Ein richtig gute Idee war es Werke musikalisch wie
sprachlich zu präsentieren. Wie
früher die Moritatensänger. Unterhaltsam und doch auch auf die Werke bezogen.
Schade, das man
das nicht immer erleben kann. Für Merkle unser Tipp: Lass die zwei Künstler
öfters auf Vernissagen präsentieren; das ist eine echte Bereicherung für die
Galerienwelt.
Galerie Valentien
GOLD
GOLD
GOLD
Jan Kuck, Jörg Länger,
Sibylle von Preussen, Amely Spötzl
... und Einzelstücke von
Antes, Archipenko, Hundertwasser
Der HÄ – Effekt
und die Ausstellung in Gold, Gold, Gold
Große
Überraschung (für uns) bei der Galerie Valentien. Nun zeigt die Galerie sehr
moderne Kunstwerke (Objekte und Bilder) in der wunderschönen Villa oben auf dem
Berg. Die alten Meister sind moderner Kunst größtenteils gewichen.
Das ist
erfrischend und überraschend. Von
uns: Lob!
Imke Valentien
ließ es sich dann auch nicht nehmen, zur Art Alarm und der Ausstellung Gold,
Gold, Gold einiges zu den Werken zu erzählen und kleine Anekdoten zum Besten zu
geben.
So war vor kurzem
eine Schulklasse in der Ausstellung und die Kinder fragten natürlich wie Kinder
eben fragen. Vor dem 0 Euro Münzstück, war dann eben die Frage „Hä? Wieso null
Euro und wieso ist das eine Kunst? – Kunst ist wenn du HÄ? fragst“
Imke Valerien erklärt die (Kunst) Welt.. |
Die Werke der
Ausstellung sind unterschiedlich in Art und Form und jedes für sich im Kontext
Gold wunderbare Kunstwerke.
Wie schon in den
Vorjahren lohnt sich der Besuch nicht nur der Werke wegen. Die
Ausstellungsräume der Villa strahlen eine Wärme aus, welche in Galerien selten
zu finden sind.
Besuchen!
Ansehen!
Andreas Henn Kunsthandel Galerie
Gundel Kilian -
Fotografie
Seit über 60
Jahren begleitet die Fotografin Gundel Kilian das Stuttgarter Ballett, die
Staatsoper und das Schauspielhaus. Mit großem Einfühlungsvermögen, technischer
Virtuosität und einem intuitiven Gefühl für den Moment ist ein einzigartiges
Werk entstanden, dem diese Ausstellung, anlässlich des 90. Geburtstages der
Künstlerin, gewidmet ist.
Zu dieser
Ausstellung zeigen wir auf unserem Blog keine Bilder. Es war uns nicht
gestattet Fotoaufnahmen zu Ausstellung zu machen; Die Begründung lautete
„Heutzutage lassen sich Fotographien zigfach manipulieren und vervielfältigen“.
Wir respektieren die Haltung, fanden aber die Art und Weise der Abweisung recht
schroff. Wer an der ArtAlarm teilnimmt, muss damit rechnen das auch Publikum
daran teilnimmt, die weder die Kunstform der Fotographie noch das klassische
Ballet gut kennt. Unser Blog trägt zur Werbung für alle Kunstformen bei. Wir
hätten dies gerne erklärt, das war dann leider nicht möglich.
Wir hatten dann
auch das Gefühl, das die wirklich schönen Fotografien aus der Zeit gefallen
sind. Nämlich aus der digitalen Zeit. Und vielleicht auch die Galerie selbst.
Galerie Reinhard
Hauff
Thomas Locher,
Josephine Meckseper, Stephen Willats
"CODE BREAKERS.
Locher, Meckseper, Willats"
Die Galerie
Reinhard Hauff hat es irgendwie mit Werken die in Klartext und Buchstaben ihre
Botschaften aufzeigen; so auch in dieser Ausstellung.
Ein kunstvolles Wochenende. Wir danken alle Galeristen, die Ihre Pforten am Abend und am Wochenende geöffnet hatten; wir danken für die Unterstützung unseres Blogs und freuen uns einmal mehr über die heimliche Kunsthauptstadt Deutschlands: Stuttgart.