Freitag, 28. September 2018

Der Kunstherbst in Stuttgart ist gestartet


Der Kunstherbst in Stuttgart ist gestartet


Kaum sind die Sommerferien vorbei, starten Stuttgarts Galerien in den Kunstherbst mit neuen Künstlern und Ausstellungen.

Letztes Wochenende besuchten wir Vernissagen und einige Galerien die sich an der ArtAlarm beteiligten.

In der Galerie von Braunbehrens überraschte uns die Vernissage mit

Antonio Marra Das Beste von zwei Seiten

Er nennt sich lieber Maler denn Künstler.
Schrill, schreiende Farben die Ornamente wie aus einem Kaleidoskop
darstellen.
Und wer sich bewegt, sich die Mühe macht, sich auf seine Bilder
einzulassen, sie ganz flach von der Seite betrachtet, wird überrascht.
Das unterscheidet seine Werke entscheidend von ähnlichen Werken,
welche allzu oft mit digitalen Hilfsmitteln erzeugt wurden.
Marra beschichtet seine Bilder zunächst bevor er mit einem Spachtel
bzw. kleinen Rechen die Oberfläche mit geraden Linien strukturiert.
Danach macht er sich an eine Sisyphusarbeit. Er färbt die Linien mit Acrylfarbe
ein. Und das mit unterschiedlichen Farben von jeder Seite.
Dadurch entstehen zwei völlig unterschiedliche Bilder von links und rechts betrachtet.
Von vorne betrachtet verschmelzen sie zu einem Gesamtbild.
Das hier Elemente und kubische Formen oder Dreiecke mit 3D Effekten
entstehen ist schlicht genial. Das erinnert an Techniken und Können welche
bereits der geniale Salvadore Dali verwendet hat (Lincoln)

Unbedingt selbst ansehen!









































Antonia Marra erklärt seine Werke















Galerie Thomas Fuchs präsentierte – nun in renovierten Räumen, leider immer noch ohne Klimatisierung –

Tirtzah Bassel. When You Are Everywhere
















Die Künstlerin aus New York fängt, vor allem in Ihren großformatigen Bildern, tägliche Szenen ein. Da verschmelzen Wartende mit dem Smartphone vor dem Gesicht, mit den leeren Theaterstühlen vor Beginn der Vorführung oder Menschen die das Smartphone vor sich in die Höhe halten um die beste Position für ein Selfie zu finden.

Die Szenen haben Ausdruck und lassen sich selbst wiedererkennen. Man fragt sich, wie das Bild in fünfzig Jahren auf den Betrachter wirken muss, davon ausgehend, das es dann keine Smartphones in dieser Art mehr geben mag.

Wer heute Bilder aus der Zeit vor fünfzig Jahren mit technischen Geräten betrachtet (die es sicher nicht sehr oft gibt, der Zeitgeschmack damals war eben anders, der stellt sicher keinen großen Unterschied fest. Ein Porsche 911 hatte damals die gleiche Form wie heute, oder? Durch den schnellen Technologiewechsel heutzutage, wird es dann kein Smartphones in dieser Form wie heute mehr geben. So gesehen, sind die Bilder von Bassel dann auch Zeitzeugen unserer Gegenwart.








Kunstraum Oberwelt  

Auch der Oberwelt e.V. lud zur Ausstellung ein.

Die gezeigten Werke folgten in der Tat den Zielen des Vereins. Zitat von der Webseite

 Die Hinterfragung gängiger Kunstbegriffe und Kunstformen aus den Grenzbereichen der Kunst spielen eine wesentliche Rolle. Themen aus der Kunsttheorie, Soziologie und Politik und der künstlerischen Alltagspraxis werden diskutiert.“

Das ausgestellte Werk mit den kleinen Kapellen führte in unserer Besuchergruppe zur Frage „Ist das Kunst oder kann das weg“

Das Werk war handwerklich betrachtet dilettantisch; die Verdrahtung mit Stromkabeln, damit die Glöckchen klingen und kleine Lämpchen im inneren der Kapellen (wohl Faller-Eisenbahn H0 Modelle) zogen sich wie eine Wäscheleine von Kapelle zu Kapelle.

Schade ist, das in der Oberwelt zum wiederholten Male die Menschen gerne unter sich sind. Als externer, fremder, der die Oberwelt Ausstellungen besucht, wird man irgendwie allein gelassen. Man betrachtet die Werke, selten gibt es eine schriftliche Werkaussage und wer dann einen Vortrag verpasst, weiß nicht unbedingt etwas damit anzufangen.

Vielleicht wäre es hilfreich das o.g. Zitat wenigstens am Eingang des Raumes zu platzieren.

In unserer Gruppe kamen wir dann zum Kompromiss. Das ist Kunst, kann aber weg. Wenn die Zeit abgelaufen ist.



























ARTALARM – das Vernissage und Ausstellungswochenende einiger Galerien

Aus den vielen Angeboten wählten wir folgende Galerien

Dengler und Dengler
Galerie Z
Galerienhaus
Andreas Henn Kunsthandel Galerie
Galerie Reinhard Hauff
Galerie Valentien

Dengler und Dengler
Magda Korsinsky - in Kollaboration mit Stefan Schmied >Stricken

Die Basis des Projektes STRICKEN sind Interviews mit afrodeutschen Frauen deren weiße Großmütter in der Zeit des Nationalsozialismus gelebt haben

Galerie für schöne Künste ist Teil des Namens der Galerie; Ob diese Ausstellung als schöne Kunst zu bezeichnen ist, ist zweifelhaft. Das Thema ist ein sehr Ernstes und weitestgehend  Unbekanntes; sicher wichtig, aber ist eine Kunstgalerie tatsächlich die richtige Plattform dafür? 
Ja, Video und Ausstellung haben uns zum Thema angeregt. Erwartet hatten wir schöne Künste. Manchmal ist das Leben so.


Galerie Z
FRANK KUNERT LIFESTYLE

Frank Kunert, 1963 in Frankfurt geboren, absolvierte nach dem Abitur von 1984 bis 1987 eine Fotografenlehre. Als Assistent in verschiedenen Fotostudios perfektionierte er sein Handwerk. Seit 1992 arbeitet er selbständig und entwickelte Schritt für Schritt sein eigenes, selbst gebautes „Wunderland“, das er seit Jahren mit großem Erfolg fotografisch gekonnt in Szene setzt. 

Diese Ausstellung verdient fünf Sterne! Tolle Werke! Unbedingt ansehen.



































Galerienhaus (Schacher)
Ivan Zozulya Barbara Padron Hermandez
Man muss auch mal was zu Ende
"Man muss auch mal was zu Ende" heißt die Dialog-Schau von Ivan Zozulya und Barbara Padron Hermandez, mit der die Galerie "Schacher – Raum für Kunst" in die Saison startet. Eine schöne Anspielung auf die oft schwierige Frage, wann ein Gemälde wirklich fertig ist, und ein ironischer Widerspruch zum Beginn der Zusammenarbeit von Marko Schacher mit beiden Künstlern.

Uns beeindruckten einige Werke. Insbesondere „How we disappear“ hinterließ Eindruck. Sehr schöne Bilder mit reichlich Liebe und Tiefgang.

Ansehen!
































Galerienhaus (Merkle)
Draußen, im Innern der Welt Reiner Schlecker

Beeindrucken sind nicht nur die Skulpturen; Ein richtig gute Idee war es Werke musikalisch wie sprachlich zu präsentieren. Wie früher die Moritatensänger. Unterhaltsam und doch auch auf die Werke bezogen.

Schade, das man das nicht immer erleben kann. Für Merkle unser Tipp: Lass die zwei Künstler öfters auf Vernissagen präsentieren; das ist eine echte Bereicherung für die Galerienwelt.






Galerie Valentien
GOLD
GOLD
GOLD

Jan Kuck, Jörg Länger, Sibylle von Preussen, Amely Spötzl
... und Einzelstücke von Antes, Archipenko, Hundertwasser
Der HÄ – Effekt und die Ausstellung in Gold, Gold, Gold



Große Überraschung (für uns) bei der Galerie Valentien. Nun zeigt die Galerie sehr moderne Kunstwerke (Objekte und Bilder) in der wunderschönen Villa oben auf dem Berg. Die alten Meister sind moderner Kunst größtenteils gewichen.
Das ist erfrischend und überraschend. Von uns: Lob!

Imke Valentien ließ es sich dann auch nicht nehmen, zur Art Alarm und der Ausstellung Gold, Gold, Gold einiges zu den Werken zu erzählen und kleine Anekdoten zum Besten zu geben.

So war vor kurzem eine Schulklasse in der Ausstellung und die Kinder fragten natürlich wie Kinder eben fragen. Vor dem 0 Euro Münzstück, war dann eben die Frage „Hä? Wieso null Euro und wieso ist das eine Kunst? – Kunst ist wenn du HÄ? fragst“

Imke Valerien erklärt die (Kunst) Welt..



























Die Werke der Ausstellung sind unterschiedlich in Art und Form und jedes für sich im Kontext Gold wunderbare Kunstwerke.

Wie schon in den Vorjahren lohnt sich der Besuch nicht nur der Werke wegen. Die Ausstellungsräume der Villa strahlen eine Wärme aus, welche in Galerien selten zu finden sind.

Besuchen!
Ansehen!






















Andreas Henn Kunsthandel Galerie
Gundel Kilian - Fotografie
Seit über 60 Jahren begleitet die Fotografin Gundel Kilian das Stuttgarter Ballett, die Staatsoper und das Schauspielhaus. Mit großem Einfühlungsvermögen, technischer Virtuosität und einem intuitiven Gefühl für den Moment ist ein einzigartiges Werk entstanden, dem diese Ausstellung, anlässlich des 90. Geburtstages der Künstlerin, gewidmet ist.

Zu dieser Ausstellung zeigen wir auf unserem Blog keine Bilder. Es war uns nicht gestattet Fotoaufnahmen zu Ausstellung zu machen; Die Begründung lautete „Heutzutage lassen sich Fotographien zigfach manipulieren und vervielfältigen“. Wir respektieren die Haltung, fanden aber die Art und Weise der Abweisung recht schroff. Wer an der ArtAlarm teilnimmt, muss damit rechnen das auch Publikum daran teilnimmt, die weder die Kunstform der Fotographie noch das klassische Ballet gut kennt. Unser Blog trägt zur Werbung für alle Kunstformen bei. Wir hätten dies gerne erklärt, das war dann leider nicht möglich.
Wir hatten dann auch das Gefühl, das die wirklich schönen Fotografien aus der Zeit gefallen sind. Nämlich aus der digitalen Zeit. Und vielleicht auch die Galerie selbst.

Galerie Reinhard Hauff
Thomas Locher, Josephine Meckseper, Stephen Willats
"CODE BREAKERS. Locher, Meckseper, Willats"

Die Galerie Reinhard Hauff hat es irgendwie mit Werken die in Klartext und Buchstaben ihre Botschaften aufzeigen; so auch in dieser Ausstellung.






















Ein kunstvolles Wochenende. Wir danken alle Galeristen, die Ihre Pforten am Abend und am Wochenende geöffnet hatten; wir danken für die Unterstützung unseres Blogs und freuen uns einmal mehr über die heimliche Kunsthauptstadt Deutschlands: Stuttgart.