Wer war F. H. Schneidler und was hatte der mit Schweintrögen
zu schaffen?
Ehrlich, ich wusste bis gestern nichts über F.H. Schneidler.
Gestern Abend kam ich wie die Jungfrau zum Kinde; sprich über eine Bekannte
erfuhr ich von einer antiquarischen Kunstmesse, die der Württembergische
Kunstverein für die Ausstellung "Im Zeichen des Wassermanns" organisierte.
Nun, was ich nicht wusste, das gestern Abend ein Vortrag für
geladene Gäste über diesen F.H. Schneidler von Prof. Dr. Nils Büttner ( Leiter
der Kunstsammlung) abgehalten wurde. Unter dem Titel Buch, Kunst, Schrift
brachte der Professor dem interessierten Publikum das Wirken von Schneidler
näher.
Zusammengefasst lehrte Schneidler in Stuttgart auf den
Gebieten der Kaligraphie, der Typographie und des Buchkunstdrucks. Darüber
hinaus ein wahrer Künstler, welcher in seiner Kunst den Druck zur Kunst
machte. Wer heute über Schriftarten auf dem PC staunt, wie unterschiedlich die
Buchstaben, Abstände und Formen doch bei den einzelnen Schriftarten und
Schriftbildern sind, der kommt nicht umhin zu fragen, wer hat`s erfunden?
Und unweigerlich trifft man in der Geschichte des Druckes
auf diesen Schneidler. An dieser Stelle möchte ich dem Professor danken, der
einen kurzweiligen lebendigen Vortrag abgehalten, welcher in etwas angestaubter
Atmosphäre zwischen den Ausstellern der Antiquariatshändler vorgetragen wurde.
Mir hat er nicht nur Schneidler bekannt gemacht, er veranlasste mich nun auch über die
Buchdruckkunst nachzudenken. Und welche Schönheit Bücher bis heute inne haben.
Danke dafür.
Der Württembergische Kunstverein war am gestrigen Abend ein
großzügiger (O-Ton einiger Besucher) Gastgeber. Im Anschluss an den Vortrag gab es ein mehr
als großzügiges Mahl samt Getränken und reichlich Wein.
Zu den Schweintrögen
Als ich recht spät zu oben erwähnten Vortrag dazukam, setzte
ich mich in die letzte Reihe. Es waren geschätzt rund 100 Gäste vor mir in den
Reihen. Ich konnte einen Großteil davon recht gut überblicken. Wie man es so
macht, man mustert die Menschen. Es war schon ein gewisses besonderes Klientel,
das hier dem Vortrag lauschte. Aus allen Generationen waren Zuhörer dabei. Zum
Teil hatte ich schon den Eindruck, dass einige davon recht elitär unterwegs
sind.
Gut situierte Bürger des gehobenen Mittelstandes, wäre meine
Einschätzung.
Umso erstaunter war ich über deren Verhalten nach dem
Vortrag. Nur wenige blieben in dem Raum um das eben gehörte zu reflektieren. Anstatt
dessen stürzten die Leute wie eine verhungerte Wolfsmeute auf das in einem
Nebenraum servierte Mahl. Ich lies mich vom Schwarm in den Nebenraum treiben
und konnte nicht glauben mit welcher Geschwindigkeit die aufgereihten Teller
geschnappt wurden um sofort an einen der freien Tische zu hechten. Da ich weder
ein Mahl noch sonstige Verköstigungen erwarte, sah ich dem Treiben eine Weile
zu. Wie die Schweine zum Trog schoss es mir durch den Kopf. Wenn sie denn
elitär waren, diese Menschen, dann ist es ernüchternd leibhaftig zu erfahren,
dass auch die Elite dem gleichen Trieb wie alle anderen folgt. Auf schwäbisch: S`isch
ja umsonscht!
Ich nahm ich mir ein Glas Rotwein und besuchte die wenigen
Stände der Händler im vorherigen Raum. Unter
den Aspekten welche der Professor eben angeführt hatte konnte ich die alten
Bücher der Ausstellung und Händler nun mit gänzlich anderen Augen betrachten. Der
Professor hatte Recht. Es ist Kunst.
Netter Weise hatten die Händler dann auch noch Kunstdrucke
mit gebracht. Fasziniert haben mich alte Holzschnitte, welche als Druckplatten
für Bilder dienen. Bilder siehe unten.
Fazit: Dem Württembergischen Kunstverein und den Mitwirkenden des Abends gebührt Respekt. Vielleicht sollte das Marketing doch etwas in die Offensive mit solchen Werken gehen, Mund-zu-Mund-Propaganda reicht nicht immer.
Mag sein, dass Mitglieder des Vereins großzügige Verkostung gewohnt sind und vielleicht erwarten. Aus meiner Sicht ist das zu viel. Ich besuche Vernissagen und Vorträge gerne und weiß welche Mühe das macht und dass es nie umsonst ist. Aber ich erwarte keine Verköstigungen. Das Gezeigte und Gehörte sind mir Verköstigung genug.
Prof. Dr. Nils Büttner sage ich "Danke" für einen Vortrag, der einem Schneidler lebendig vorstellte.
Und einem Großteil der Gäste sage ich: Beschämend.
Nachtrag 30.07.2017: Wie wir soeben von einem geneigten Leser erfahren, war der Württembergische Kunstverein nicht der Veranstalter, sondern stellte die Räume zur Verfügung. Veranstalter, Gastgeber und verantwortlich für das gebotene Catering war der Verband Deutscher Antiquare e.V.
Danke für die Nachricht und Richtigstellung,
Nachtrag 30.07.2017: Wie wir soeben von einem geneigten Leser erfahren, war der Württembergische Kunstverein nicht der Veranstalter, sondern stellte die Räume zur Verfügung. Veranstalter, Gastgeber und verantwortlich für das gebotene Catering war der Verband Deutscher Antiquare e.V.
Danke für die Nachricht und Richtigstellung,