Sonntag, 19. Februar 2017

Kunst im Überfluss – von der Art Karlsruhe 2017




Ein Füllhorn haben wir auf der Art Karlsruhe nicht gefunden, aber wohl den Inhalt eines nahezu gigantischen Füllhorns. Eine nicht endend wollende Fülle an moderner Kunst wurde auch dieses Jahr wieder auf der Messe Art Karlsruhe gezeigt. Auf der Messe wurde hochwertige und auch hochpreisige Kunst durch Galerien gezeigt und auch zum Kauf angeboten.



Die Messhallen zeigen Kunst im Überfluss. Die schiere Menge an Bildern und Objekten sind für Besucher an einem Tag kaum erfassbar. Nach vier Stunden ist der Körper und Geist, schlicht erschöpft. Man ist geneigt zu behaupten, das wohl 99 % der Besucher mindestens an einem der Werke gefallen finden sollte. Der Überfluss spiegelt auch unsere zivile Industriegesellschaft wider. So wie in der Musikszene gibt es eine immer größer werdende Menge an wirklich guten Künstlern. Unweigerlich muss man einen Zusammenhang zwischen wachsendem Wohlstand der Menge und wachsender Künstlermenge erkennen. Noch ist auch eine wachsende Vielfalt an kreativen Ideen auszumachen. Doch wird es diesen Künstlern in naher Zukunft so ergehen wie den Musikern? Wurde nicht unlängst festgestellt, das im Prinzip jede mathematisch harmonisch mögliche Melodie bereits erfunden bzw. gespielt wurde?



Auf der Art Karlsruhe wird zwar weitestgehend Kunst der Moderne propagiert, mitnichten ist alles so modern wie unterstellt wird. Es gibt durchaus Werke, welche an Kunst vergangener Tage erinnert.



Im Auge und im Gefühl des Betrachters liegt dann auch das, was jeder für sich als wunderbar, überraschend oder nur schön empfindet. Das es Kunst ist, dass allerdings muss als sicher gelten. Ein Bild wie das perfekte Blau, wie in der Staatsgalerie Stuttgart gezeigt, konnten wir nicht finden. Gut so, denn dies als Kunst zu sehen, gelingt nur sehr wenigen.



Auf der Art Karlsruhe werden Kunstwerke gezeigt, die erfrischend, überraschend, aufwühlend, liebevoll (und jeder Menge mehr Attribute) gezeigt, die berühren. Dem Auge und Gefühl der Galeristen sei Dank.



Die Messhallen bieten mit ihren weit gespannten Holzdach Konstruktionen dann auch den perfekten Rahmen, welcher eine angenehme Atmosphäre schafft, die für diese Messe notwendig ist. (Man mag sich nicht vorstellen, wie dies in den kalten Metallhallen der Stuttgarter Messe ankommen würde)



Einzige Kritikpunkte, sind zum einem die Öffnungszeiten. Erst ab 12:00 Uhr öffnet die Messe ihre Tore. Zwar bis 20:00 Uhr, dennoch kommen viele Besucher von Außerhalb, so wäre eine frühere Öffnungszeit wünschenswert. Der Kassenbereich ist leider sehr ungeschickt angeordnet. Da erwartungsgemäß viele Besucher die Art besuchen, kommt es in diesem Bereich gerne zu Gedränge, was nicht sein müsste. Aufgrund der Fläche der Messe, ist es fast unmöglich die Ausstellungen ohne Pause anzusehen. Hierzu gibt ein paar wenige Möglichkeiten sich auf bei einem Kaffee auszuruhen. Wenn man dann nach längerem anstehen einen der wenigen Stühle an einem kleinen Tische ergattert hat, kann man die – wie meist auf Messen – überteuerten belegten Brötchen und Getränke zu sich nehmen. Hier sollte die Verantwortlichen noch nachbessern. Ein paar Stühle mehr, die Preise nicht ganz so hoch und statt unerfahrener Studenten, ein paar ausgebildete Bedienungen hinter dem Tresen, das sollte machbar sein.



Rundum ist die Messe empfehlenswert. Ob für reine Besucher oder auch Liebhaber der Kunst, welche das eine oder andere Werk erwerben möchte.



Unsere Impressionen der Messe haben wir in unseren Aufnahmen festgehalten.





Tommi Ungerer, bissig und aktuell

 




Marina Sailer
Die Düsseldorfer Meisterschülerin lädt mit Ihren Werken in eine Zwischenwelt zwischen Realität und Traum ein. (Zitat aus dem Art Karlsruhe Katalog 2017)

Marina Sailer fällt uns schon ein paar Jahre mit Ihren Werken auf. Sicher, es ist unsere subjektives Empfinden, welches uns veranlasst die Werke in diesem Post besonders herauszuheben. Die Bilder zeigen, wenn man es so benennen darf, stetig barocke Räume, so wie in einem alten Schloß. Darin passiert immer etwas unreales. Ob ein mittelalterliches Segelschiff dahin gleitet, ein Baby unter Wasser taucht oder eine Schwebende zur Decke fliegt. Es sind phantastsiche Szenen, welche mit prächtigen Farben ausgeführt sind. Die Werke lösen nicht nur bei uns staunen aus, viele Besucher sind davon erfüllt gewesen.




Franziska Schemel
Noch eine Künsterlin welche uns mit ihren Werken schon länger aufgefallen ist.
Zu ihren Werken zitieren wir hier einen Pressetext aus dem Jahr 2008, welcher auf ihrer homepage zu finden ist:

Im Kern ihrer Arbeiten stehen Fotos, manchmal in der Größe einer Briefmarke, sodass man schon genau hingucken muss, um die seriengleich wiederkehrenden Motive zu erkennen: immer wieder »Leute«, genauer gesagt, »Einzelgänger unterwegs«. Im nüchternen Ambiente von Bahnhöfen, kahlen Räumen spürt Schemel dem günstigen Augenblick nach, verbringt halbe Ewigkeiten in Unterführungen, um Menschen im (scheinbaren) Tanz oder im (schnappschussleichten) Schwebezustand vor die Linse zu bekommen. Diese flüchtigen Momente bannt die Fotografin zur Fixierung auf eine leichte, millimeterdicke Aludipondplatte. Soweit wäre der figurative Hintergrund in Franziska Schemels Kunst umrissen - streng genommen fehlte nun nur noch der Rahmen. Doch der übersteigt alles, was er für gewöhnlich verspricht. Zwar umrahmt er das Foto, aber er zelebriert es in einer materiellen Dramaturgie, einem überbordenden Ausmaß und einer formal-geometrischen Vielfalt, dass er sich letztlich in seiner Funktion negiert und eine Eigendynamik entwickelt, die so viel Elan mitbringt, dass das entstandene Gesamtbild als Malerei, Reliefskulptur wie als architektonische Raumphantasie durchgeht. [....]

Ok, in Fachkreisen neigen manche Kollgen zu - für den Nichtfachmann - etwas konstruierten oder unverständlichen Beschreibungen (was soll das?)

Wir hatten das Vergnügen persönlich mit Franziska Schemel über ihre Werke zu plaudern. Zunächst waren wir angezogen vom unten gezeigten Bild. Was hier im Post wegen der Zweidimensionalität nicht so wirkt, entpuppt sich in der Realität, an der Wand hängend, als "Staubsauger". Dieser Ausdruck stammt von Franziska Schemel selbst. In der Tat, man schaut, egal aus welchem Blickwinkel, auf das Werk und man möchte unbedingt näher kommen. Unbedingt sehen, was da am Ende dieser Unterführung kommt. Franziska Schemel erklärt uns wo sie solche Orte findet. On in London, Karlsruhe oder New York. Wer in einer Unterführung innhält, sich konzentriert auf den Raum, dessen Fluchten und Ende, der kann vielleicht sehen was Franziska Schemel sieht und empfindet. Ob gerade Linien wie hier gezeigt oder auch die halben Röhren (Tubes) im Londoner Untergrund, alles hat seine Weise und seinen Charme. Uns beeindrucken nicht nur die Werke, auch die Person. Sie scheint auf dem Boden geblieben zu sein, so auch als wir lachend ihr eigenes Werk im Gespräch "weiterentwickeln. Was wäre wenn ein großes Auge auf der andere Seite der Unterführung den Zuschauer anblicken würde? "Gruselig" meint Franziska Schemel. "Vielleicht wäre ein Spiegel nicht schlecht" sagt sie kurz darauf. 
Wir sind gespannt auf die nächsten Werke. Danke an Franziska Schemel für die freundliche Begegnung.  

Der Betrachter wird förmlich "eingesaugt"




Mehr unter: franziska-schemel.de






















Manchmal erkennt der Betrachter nicht den Unterschied zu einer Fotoaufnahme. Nachfolgend ein Beispiel, wie genau das Werk ist. Wir tauchen ein in das nächste Bild:
 




































Danke an die Messe Karlsruhe
Danke an alle austellenden Galeristen
Danke an alle Künstler



Bilder by stuttgartnewsblog 2017