Samstag, 20. Mai 2017

Nachlese: Lange Nacht der Museen in Stuttgart

Nachlese ist vielleicht das falsche Wort. Auf einer langen Nacht der Museen gibt es eher mehr zu sehen, "Nachschau" wäre dann passender. So oder so ist die Lange Nacht der Museen in Stuttgart ein außerordentlicher jährlicher Termin, der dem Volk vor allem die Vielfalt der Kunst und Künstler auf eine besondere Art darbietet.

In keiner Stadt Deutschlands ist die Museen - und Galerie - Dichte in einem Stadtgebiet so groß und vielfältig wie in Stuttgart. Wer die gleiche Veranstaltung schon einmal in Berlin oder Frankfurt/M mitgemacht hat, weiß Stuttgart zu schätzen. In keiner der anderen Städte lässt in den sieben Stunden der Nacht so viel ansehen wie in der schwäbischen Metropole.






So kamen auch heuer viele nach Stuttgart, die Shuttlebusse waren stets gut gefüllt. Unsere diesjährige Runde begannen wir im Schickareal im Stadtteil Feuerbach. In den alten Gewerberäumen trafen wir eine ganz besondere Künstlerin. Im Atelier Editru fertigt Schneidermeisterin und Textildesignerin Sarah Wendler mit traditionellem
Handwerk einzigartige Kleidungsstücke. Sie strickt mit einer Strickmaschine quasi Gemälde als Kleider. Dabei hat sie eine einzigartige Technik entwickelt. Sie färbt den Faden vor dem Verarbeiten in unterschiedlichen Farben ein. Sobald der Faden dann in der Strickmaschine zu einem Kleid heranwächst entstehen Muster aus Farben. Das erstaunliche daran: Die Muster sind Sarah Wendler bereits beim Einfärben des Fadens bekannt. Sie weiß also im Voraus wie sie den Faden färben muss, damit bestimmte Farben und Farbverläufe entstehen. Das ist wirklich eine einzigartige Kunst!

Nach dem Schickareal sind wir in den Westen Stuttgarts gefahren. Die erste Anlaufstelle war Artpool. Hier gibt es dann auch die berühmte rote Wurst vom Grill. Die gibt es tatsächlich immer zur langen Nacht bei Artpool. Kunst gab es natürlich auch zu sehen. Die Schlagmaschine aus dem letzten Jahr arbeitet immer noch erfolgreich und im Keller hatten stellten sie einen afrikanischen Künstler (Olivier Matutis) aus. Ja, man sieht den farbenfrohen Bildern an, das es hier um Afrika geht; dennoch verstand es der Künstler in einigen seiner Werke die Moderne Einzug halten zu lassen. Das war dann eher untypisch und gelungen.








Die Ateliers im Westen waren dieses Jahr neu dabei. Die Künstlergruppe picopico zeigten Werk verschiedener Künstler; teilweise ziemlich düster. In der Gedok Galerie wurden Zeichnungen, Gedichte und Fotografien einer Busfahrt mit der Linie 43 gezeigt. Auch eine Idee.

Auch neu dabei der Raum Ebene 0. Untergebracht im alten Wächterhäuschen des Züblin Parkhauses zeigte die Ausstellung bitterböse politische Karikaturen.

In der Strzelski Galerie gab es den besten Espresso der Nacht, vom Chef persönlich kredenzt. Auch wenn er uns für den doppelten vier Euro abverlangte, er war sein Geld wert. Selbstverständlich gab es auch Kunst zu sehen. Diesmal fast reale Gemälde. Martin Kasper zeigt seine Kunst mit Tempera und Ölfarben in geheimnisvollen Raumwelten auf Großformaten. Sehr gefällig.






Die Galerie Z und der Hospitalhof waren auf unserer diesjährigen Tour die letzten Stationen.

Gerhard Neumeier, der ausstellende Künstler der Galerie Z war dann Nachts auch noch anzutreffen. Er war ziemlich erstaunt über die immer noch vielen Besucher zu später Stunde. Wir erklärten ihm weshalb die Lange Nacht so erfolgreich in Stuttgart vonstattengeht, während er sich zu seinen Werken äußerte.









Unser Fazit der Nacht: Wieder einmal sehr gelungen. Ein echtes Highlight für jeden Kunstliebhaber und solche die es noch werden wollen.

Ein echter Dank an die vielen Galerien und freien Künstler, die ihre Tore für die Nacht öffneten und auf ein Neues bewiesen, das Kunst so groß und umfassend ist, das keiner ein Ende absehen kann.




Wir schließen diesen persönlichen Post mit einem Zitat von Beuys: Kunst ist nicht dazu da im Wohnzimmer aufgehängt zu werden. Wie wahr.